Schöner scheitern als Chef

Was eine gute Führungskraft ausmacht, wurde hier schon an mehreren Stellen beschrieben. Doch am besten lernt das menschliche Gehirn anhand von Beispielen und Gegenbeispielen. Deshalb habe ich hier einmal 18 eindrucksvolle Gegenbeispiele aufgeschrieben, wie man es besser nicht macht. 🙂 Viel Spaß!

  1. Mische dich tief und wahllos in einzelne Details der Themen deiner Mitarbeiter*innen ein. So stellst du sicher, dass sie richtig gemacht werden. Jede/r mag Micro-Manager. Interveniere zum Beispiel bei Entscheidungen, die mehrere Ebenen unter dir getroffen werden sollten.
  2. Mische dich insbesondere in Produktentscheidungen ein, denn als Führungskraft weißt du am besten, was die Kund*innen brauchen (“Da müssen wir einen Link an der Stelle einbauen, damit die Kund*innen dorthin gehen.”).
  3. Kümmere dich keinesfalls um Strategie, Zusammenarbeit oder Rahmenbedingungen für deinen Bereich (passt sehr gut zusammen mit #1 und #2).
  4. Delegiere Aufgaben, von denen du schon lange weißt, möglichst kurz vor Fristablauf an deine Mitarbeiter*innen. Das bringt sie ein bisschen auf Trab und ihr Zeitmanagement durcheinander.
  5. Verschiebe Meetings möglichst oft und ohne Rücksicht auf die Termine deiner Mitarbeiter*innen. Sie freuen sich, wenn sie ihren Zeitplan mehrfach – und bei mehrfachem Verschieben unnötigerweise – umorganisieren müssen. 
  6. Profivariante von #5: Die Verschiebungen machst du “silent”, d. h. ohne aktive Benachrichtigung, so dass deine Kolleg*innen es erst später oder gar nicht merken (Das ist zumindest bei Google Calendar eine existierende Funktionalität).
  7. Dass du Meetings nach 17 Uhr einstellst, ist selbstverständlich. Noch schöner ist das freitags. 
  8. Mitarbeiter*innen kommen manchmal in Jour Fixes mit Themen, bei denen sie Unterstützung von dir wollen. Stelle sicher, dass du ihnen stattdessen viele neue Aufgaben mitgibst. 
  9. Teilen deinen Mitarbeiter*innen keine Prioritäten für ihre Aufgaben mit. Die sollen schön selbst herausfinden, was wichtig ist.
  10. Falls du entgegen #9 doch eine Priorisierung vorgegeben hast, ändere sie möglichst häufig. Häufiges Umsteuern verhindert, dass deine Mitarbeiter*innen eine Aufgabe konzentriert und schnell erledigen. Außerdem reduziert es das Gefühl etwas zu erreichen.
  11. Stelle in Meetings sicher, dass du die Themen und somit die Richtung vorgibst. Kommunikation und Zusammenarbeit der anderen Teilnehmer*innen untereinander ist nicht erforderlich.
  12. Unterstütze nur die Weiterentwicklung und Beförderung von Kolleg*innen, mit denen du direkt zusammen gearbeitet hast. Die anderen können einfach nicht gut sein. 
  13. Gib Informationen über wichtige Budget-Entscheidungen, Einstellungen neuer Mitarbeiter*innen oder andere relevante Informationen nur restriktiv weiter. Nur du musst alles wissen.
  14. #13 konsequent zu Ende gedacht: Triff Entscheidungen, die wesentlich für deine Mitarbeiter*innen sind, möglichst ohne sie einzubeziehen. Schließlich bist du ja aus gutem Grund die Führungskraft.
  15. Gib Druck von oben unbedingt direkt nach unten weiter (Hätte auch Tipp Nummer 1 werden können).
  16. Lasse heimlich ein anderes Team am selben Thema arbeiten, wie das erste Team. Das wird das erste todsicher herausfinden und noch motivierter arbeiten. 
  17. Denke immer an die Zahlen. Business ist wichtig, nicht die Mitarbeiter*innen, Zusammenarbeit, Fokus auf Kund*innen oder anderer Mumpitz. 
  18. Stelle nur Mitarbeiter*innen ein, die denken und reden wie du.

Welche Führungs-Anti-Patterns kennst du noch? Ich freue mich auf weitere Beispiele in den Kommentaren.

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6 Gedanken zu „Schöner scheitern als Chef

  1. Tolle Liste!

    Ich würde noch diesen Punkt zu dem „Scheiter-Haufen“ hinzufügen:

    Warte darauf, dass ein Mitarbeiter in Folge von Eigeninitiative einen Fehler begeht. Stelle ihn daraufhin vor dem gesamten Team bloß, damit er Dich nie wieder entlastet.

  2. Leider Einiges schon erlebt.

    Meiner Meinung am spannendsten ist der letzte Punkt.
    Die Zusammenarbeit mit ähnlich „tickenden“ KollegInnen ist einfachen aber auch ggf. beschränkt.
    Sich beim Hiring ganz davon befreien, ist schwer und wenn dann eine sehr bewusste Entscheidung.

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